Beiträge

Investment trifft Erinnerung: Die verzwickten Verhandlungen um Bauland am Checkpoint Charlie | von Ralf Schönball

In diesem Tagesspiegel-plus-Beitrag (mit Abo lesbar) befasst sich der mit den Entwicklungen am Checkpoint Charlie bestens vertraute Redakteur Ralf Schönball mit dem seit einigen Tagen kursierenden Gerücht, dass der Insolvenzverwalter Torsten Martini am heutigen Donnerstag einen Grundstückskaufvertrag mit dem Projektentwickler „Gold-Punkt-Stein“ aus Frankfurt am Main abschließen will. Über das Interesse dieser Immobilienfirma hat erstmals die B.Z. am 06.10.2021 berichtet. Die Anfragen beim Insolvenzverwalter und der Senatsverwaltung für Finanzen haben ergeben, dass aufgrund der „komplexen Gemengelage“ noch geraume Zeit bis zu einem Grundstücksverkauf ins Land gehen wird. In den nächsten Monaten sollte nach Ansicht der Präsidentin der Architektenkammer Berlin, Theresa Keilhacker, unbedingt der Ankauf der Gemeinbedarfsfläche durch das Land Berlin geprüft werden. Auf dieser Fläche sieht der Bebauungsplan 1-98 einen „Bildungs- und Erinnerungsort“ zum Kalten Krieg vor. Hier besteht noch erheblicher Diskussionsbedarf insbesondere wegen der Anordnung des geplanten Museums, das bei Ausnutzung der im Bebauungsplan festgesetzten Nutzungsmaße große Teile der denkmalgeschützten Brandwand Zimmerstraße 79/80 verdecken würde.

Tagesspiegel+ vom 04.05.2022 (Online-Version, zugangsbeschränkt)

Dieser Ort verdient Gestaltung | Gastbeitrag von Theresa Keilhacker, Thomas Flierl und Christoph Sommer

Die mit dem Planungsverlauf am Checkpoint Charlie vertrauten Autor:innen befassen sich in ihrem Gastbeitrag mit dem Diskurs um die Gestaltung des Checkpoint Charlie, wo ursprünglich die „Trockland Gruppe“ ein Großprojekt mit Hotelnutzung geplant hatte, mit dem die Leer-Flächen am Checkpoint Charlie fast komplett überbaut worden wären. Nach Widerspruch aus Teilen der Landespolitik und der Zivilgesellschaft wurde der Bebauungsplan 1-98 (Checkpoint Charlie) beschlossen. Mit diesem Plan wird ein Stadtplatz vor der raumprägenden Brandwand „Mauerstraße 93“ gesichert. Gegenüber soll auf einer ca. 1.200 m2 großen Gemeinbedarfsfläche ein Erinnerungsort an den Kalten Krieg in Form eines Museumsbaus entstehen, der erhebliche Teile der denkmalgeschützten Brandwand Zimmerstraße 79/80 verdecken würde.  Zur Gestaltung dieses Erinnerungsortes soll gemäß Koalitionsvertrag des Senats ein „diskursiver Prozess“ stattfinden. Bisher hat man dazu aus der von Dr. Klaus Lederer geführten Senatsverwaltung für Kultur und Europa nichts Konkretes vernommen. Die Autor:innen mahnen deshalb u.a. an, dass der Senat einen Gestaltungswettbewerb für diesen besonderen Ort in die Wege leitet.

Gastbeitrag in „Bauwelt“ vom 26.04.2022

 

In einer Reihe von Wortmeldungen insbesondere von Befürwortern des geplanten „Museum des Kalten Kriegs“ wird in den letzten Wochen gebetmühlenartig wiederholt, dass die „unwürdige Situation“ am Checkpoint Charlie mit Currywurst-Buden, Schauspieler-Soldaten und Fliegenden Händlern nun dringend beendet werden muss.

Mit Ausnahme der betroffenen Händler, die Ihren Lebensunterhalt in diesem touristischen Chaos verdienen, wird es kaum BerlinerInnen und TouristInnen geben, die die aktuelle Situation am Checkpoint Charlie für gut befinden. Das heißt aber noch lange nicht, dass die vom Investor „Trockland“ geplante Neubauung mit einer Nutzfläche von ca. 49.000 m2 den geeigneten Präsentationsrahmen für die Erinnerung an den weltweit bekannten Schauplatz der Ost-West-Konfrontation schaffen wird. Schon das auf der Fläche der ehemaligen Grenzübergangsstelle vorgesehene Hard-Rock-Hotel führt nach Meinung ansonsten wohlmeinender Beobachter zu einer „Disneyfizierung“, die das würdige Gedenken an die Zeit des Kalten Krieges und die Mauertoten erheblich erschweren wird.

Vielleicht ist es ja ein Kennzeichen unserer geschichtsvergessenen und dem Diktat der Ökonomie unterworfenen Gesellschaft, dass man die Neubebauung und die damit einhergehende Beseitigung des vermeintlichen Chaos lieber jetzt einem laut Presserecherchen problematischen Investor anvertraut, als im Dialog mit der Bürgergesellschaft und den gewählten Volksvertretern ein Nutzungskonzept zu entwickeln, bei dem nicht nur der private Profit maximiert wird, sondern auch die Interessen der Allgemeinheit berücksichtigt werden.

So wie sich die aktuelle Lage aus meiner Sicht darstellt, wird die laut Presseberichten insbesondere von der CDU und den GRÜNEN geforderte Inanspruchnahme des Vorkaufsrechts durch das Land Berlin der einzige Weg sein, um die Brachflächen am Checkpoint Charlie so zu entwickeln, dass auch nachfolgende Generationen noch einen nachhaltigen Eindruck vom Ost-West-Konflikt gewinnen können. Wenn die beiden freien Grundstücke wie eine beliebige Einkaufs- und Eventlocation in einer beliebigen Metropole gestaltet werden sollten, wird auch das geplante „Museum des Kalten Kriegs“ nicht verhindern können, dass an diesem besonderen Ort der Kommerz die Erinnerung an den Kalten Krieg verdrängt. Damit einher geht, dass die für die Erhaltung unserer Demokratie essentiellen Werte  Freiheit und Humanität einen Ort verlieren werden, an dem die Bedeutung dieser Werte in besonders eindrücklicher Art und Weise veranschaulicht werden kann.

Gerade angesichts der unvermindert anhaltenden Immobilienspekulation drängt sich hier auch der Eindruck auf, dass der Berliner Senat die Frage „Wem gehört die Stadt?“ nicht im Sinne der Bürgerinnen und Bürger beantwortet, sondern auch am weltbekannten Erinnerungsort Checkpoint Charlie kommerziellen Interessen den absoluten Vorrang einräumt.

Bebauung am Checkpoint Charlie – Investor Trockland erhält prominente Unterstützung | von Elmar Schütze

Am vergangenen Freitag hat sich ein prominentes Publikum in der „Gedenkstätte Berliner Mauer“ an der Bernauer Straße versammelt, um für die Unterzeichung einer Vereinbarung zwischen dem Berliner Senat und dem Investor Trockland zu werben, in der die Errichtung von ca. 3.000 m2 Museumfläche für ein „Museum des Kalten Krieges“ festgeschrieben wird. Der Initiative „Museum am Checkpoint Charlie JETZT“ gehören die ehemaligen Berliner Bürgermeister Eberhard Diepgen und Walter Momper sowie der ehemalige amerikanische Botschafter John Kornblum an, der ausweislich der Trockland-Team-Seite als Berater für Trockland tätig ist. Der Autor Elmar Schütze erläutert, dass sich auf dem Podium nur Befürworter des Trockland-Projektes eingefunden haben, so dass sich keine kritische Diskussion entwickeln konnte.

Artikel in der Berliner Zeitung vom 05.10.2018 (Online-Ausgabe)

Checkpoint Charlie : Ehemalige Berliner Bürgermeister kritisieren „unwürdige“ Situation | von Norbert Koch-Klaucke

In diesem Artikel wird vor allem über eine neu gegründete Initiative berichtet, die sich für den Bau eines „Museums des Kalten Krieges“ am Checkpoint Charlie einsetzt. Der Initiative gehören u.a. die ehemaligen Berliner Bürgermeister Eherhard Diepgen und Walter Momper an. Das Museum soll in einen vom Projektentwickler „Trockland“ geplanten Neubau an der Ecke Friedrich-/Zimmerstraße einziehen. Der Autor berichtet weiter, dass es jetzt „Zoff“ wegen der möglichen Entwertung der Museumsidee durch das geplante Hard-Rock-Hotel und die Nichtbeachtung der Auflagen des Landesdenkmalamtes gibt.

Artikel in der Berliner Zeitung vom 30.09.2018